Anfang Mai, eigentlich noch am letzten Aprilwochenende gings los. Ich entdeckte bei meiner Freundin Christina aus Bremen ein Buch namens Skinny Bitch. Klingt jetzt erstmal nach Diätratgeber für Oberzicken.
Der Inhalt überraschte mich. Die wenigen Diätkapitel las ich nebenbei, der Hauptteil mit Einzelkapiteln über Kohlenhydrate, Proteine und u.a. Milchprodukte dagegen genauer. Das Buch ist gespickt mit wunderbar bildlichen, provokanten Sätzen wie im Foto oben rechts:
"Los, nuckeln Sie an der Brust Ihrer Mutter. Jetzt nuckeln Sie schon! Sie finden das lächerlich? Das ist es auch. Denken Sie mal nach!" (Skinny Bitch, Kapitel 5 Milchprodukte? Ein Mißverständnis)
Schlimm fand ich auch die Zitatesammlung von den Mitarbeitern im Schlachthaus.
Manche Sätze brennen sich einem in den Kopf, da kann ein täglicher oder manchmal vorbei tanzender Ohrwurm echt nicht mithalten. Wie zum Beispiel "an jeder Diät verdient jemand". Ja, ich weiß, das ist aus Attila Hildmanns Buch "Vegan for fit". Aber sein Satz davor "Misstrauen ist angebracht" erinnerte mich sehr an Skinny Bitch, in dem Rory Freedman und Kim Barnouin dem Leser ebenfalls mehrfach Misstrauen gegenüber Lebensmittelkonzernen, Instituten und u.a. Frauenzeitschriften mit ihren allerneusten Bikinifigurencountdownwunderdiäten vermitteln. Nachdem ich das buch durch gelesen hatte, fing ich an dauerhaft Fleisch und Fisch (davor mal an ein, zwei Tagen in der Woche) zu streichen. Milchprodukte war ja schon vorher sone Sache. Dann kamen Eier dazu und dann das Schlimmste: Raffinierter Zucker. Das war heftig! Und dann alles von jetzt auf gleich, nicht mit ein paar Tagen oder Wochen Pause.
Ich mistete meinen Kühlschrank aus, stellte erstmal fest wo überall Zucker drin ist. Rund 4 Wochen vorher fielen mein Geburtstag und Ostern wie vor u.a. 30 Jahren (in Frauenzeitschriftdeutsch: 29+ oder 29A) fast zusammen und meine Verwandten dachten wieder, dass das arme Kind im Westen tütenweise Süßigkeiten zum Überleben aus dem Osten bräuchte. Ich kann diese Ossi-Wessi-Sprüche sonst nicht ab. Hallo? Das ist mehr als über 20 Jahre her...
Jedenfalls warf ich gut zwei Drittel meiner Süßigkeiten in eine große Tasche, die ich demnächst spenden werde. Ich vermisse es nicht.
Nachdem ich gut eine Woche geschafft hat - und schneller als die Bikini-fit-in-Rekordzeit-Diät ohne Sport einen Bikinifigurbauch bekam - stand die nächste Herausforderung vor mir: Ich musste es meinen Eltern erzählen, da ich vom Männer- und bis zum Muttertag meine Eltern besuchen wollte und da immer gegrillt wurde. Die erste Reaktion meiner Mutter: "Was isst du denn dann noch? Körner?"
Als ich ihr dann erklärte, dass ich meine Lactose- und meine Kniearthrosetabletten nicht mehr bräuchte und meine Haut besser wurde, meinte sie, wenn es mir besser geht ist das ja das Wichtigste. Dann stimmten wir ab was ich anstelle von Bratwürsten und Steaks zum Grillen essen könnte: Ofenkartoffeln, Gemüsespieße, Senf, Tofuwurst, usw.
Der Grillabend war top. Ich bereitete nach dem Mittag die Kartoffeln vor, schnitt Gemüse klein und packe Tofuschnitzel und -würste ein. Anfangs wurden noch die Veganer- und Vegetarierwitze ausgepackt (schmeckt wie Sägespäne, isst nur Körner, etc.). Dazwischen kamen die Nachfragen was ich denn jetzt noch essen würde und was der Unterschied zwischen Vegetarier und Veganer sei. Später wurde mein Essen mit großen Augen betrachtet und kommentiert. Natürlich wollte die Hälfte "nur mal kosten"...
Abenteuer Veganer: Challenge excepted! Seit 3 Wochen frisst die blöde Kuh Gras - und Körner und Gemüse und Obst und Tofu und Soja...
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